
Dossiers - Wettbewerbsfähigkeit
Übersicht und Position zur Wettbewerbsfähigkeit
23.06.2022
Die Schweizerische chemisch-pharmazeutische Industrie gehört hinsichtlich ihrer Wettbewerbsfähigkeit zur Weltspitze und hat für das Wachstum und den Wohlstand der Schweiz eine grosse Bedeutung. Um diesen Spitzenplatz zu verteidigen und den Schweizer Wohlstand zu fördern ist sie jedoch auf wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen - national wie auch international - angewiesen.
In Sachen Wettbewerbsfähigkeit gehört die Schweiz stets zu den Top-Nationen. Im diesjährigen Ranking der Lausanner Wirtschaftshochschule IMD muss die Schweiz jedoch den ersten Platz an Dänemark abtreten. Die Schweiz steht neu auf Platz zwei. Dabei bleibt die Schweiz in einigen Bereichen erstklassig. Zum Beispiel in den Bereichen Funktionsfähigkeit des Staates oder Infrastruktur. Zudem schneidet die Schweiz auch gut ab, wenn es um die Unternehmungsleistung geht (Platz vier). Das Land schwächelt jedoch bei der Wirtschaftsleistung, wo die Schweiz nur Platz 30 belegt. Das vor allem aufgrund des hohen Preisniveaus, welches traditionell schlechter abschneidet.
Für ein rohstoffarmes Land wie die Schweiz ist die Wettbewerbsfähigkeit ein entscheidender Faktor, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Im Zeitalter der internationalen Arbeitsteilung und den globalen Wertschöpfungsketten gibt es grundsätzlich verschiedene Strategien, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Aufgrund des hohen Lohn- und Kostenniveaus sind international ausgerichtete Unternehmen in der Schweiz in besonderem Masse darauf angewiesen, sich durch Qualität und Produktinnovationen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Jedoch spielen auch externe Faktoren, die sich auf den Wirtschaftsstandort Schweiz allgemein auswirken, eine entscheidende Rolle. Zu nennen sind hier insbesondere steuer- und zollrechtliche Vorgaben, internationale Handelsabkommen und gute Beziehungen zur Europäischen Union.
Internationale Steuerreform zielt auf Schweizer Standortvorteil
Seit längerem wird innerhalb der OECD an der Neuverteilung der Unternehmenssteuererträge gearbeitet. Die vorgeschlagenen Steuermodelle wollen, dass internationale Konzerne – von denen die Schweiz namhafte Steuerzahlungen vereinnahmt – einen grösseren Teil ihrer Gewinne in den Ländern der Absatzmärkte versteuern. Während diese mehr erhalten, sollen jene Staaten weniger bekommen, in denen gemäss den 2015 verabschiedeten Base Erosion and Profit Shifting - kurz BEPS-Vorgaben - die Wertschöpfung erfolgt. Für scienceindustries ist es zentral, dass die Schweiz bei der Ausgestaltung der neuen Vorgaben aktiv mitwirkt. Allenfalls ergeben sich aus der Neugestaltung der Unternehmensbesteuerung sogar neue Chancen für die Schweiz: Ein (nicht allzu) tiefer allgemeiner Steuersatz verbunden mit international akzeptierten Lösungen zur Förderung von Forschungsaktivitäten dürften einen aussichtsreichen Weg zur Sicherung des wirtschaftlichen Erfolgs der Schweiz darstellen.
Abschaffung der Industriezölle stärkt Wirtschaftsstandort
In unsicheren Zeiten, in denen die globalen Risiken für die Schweizer Wirtschaft steigen, die Margen sinken und der internationale Wettbewerb zunimmt, kann die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Schweiz mit der Abschaffung der Industriezölle und administrativen Hürden erheblich erhöht werden. Die Corona-Krise stellt die Unternehmen vor grosse Herausforderungen. Es ist nun wichtig und dringend, die Erholung der Wirtschaft rasch mit einfachen, nachweislich und breit wirksamen Instrumenten zu unterstützen und ein Zeichen gegen Abschottungstendenzen auf internationaler Ebene zu setzen. Mit dem Industriezollabbau können die Rahmenbedingungen für Schweizer Unternehmen auch langfristig und dauerhaft verbessert werden. Es sind jedoch noch weitere Handelserleichterungen nötig.
Bilaterale sind zentrale Rahmenbedingungen für unsere Industrie
scienceindustries ist über den einseitigen Verhandlungsabbruch der Schweiz für ein Institutionelles Rahmenabkommen mit der EU enttäuscht und bedauert, dass die technischen Verhandlungen zu einem Rahmenabkommen auf politischer Stufe nicht weitergeführt werden. Aus der Perspektive der forschungsintensiven, exportabhängigen chemisch-pharmazeutischen Industrie sind die bestehenden bilateralen Abkommen mit der EU ein wichtiger Standortfaktor ohne Aussicht auf eine gleichwertige Alternative. Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit einem Exportanteil von rund 51% die grösste Exportindustrie der Schweiz und damit ein wesentlicher Eckpfeiler deren Wirtschaft. Mit einem Anteil von 46% an den Gesamtexporten und einem Anteil von 71% an den Gesamtimporten der Chemie Pharma Life Sciences Industrien ist die EU der wichtigste Handelspartner. Die Bilateralen Abkommen sind eine Voraussetzung für den geregelten Zugang zum EU-Binnenmarkt und damit ein wichtiger Standortfaktor für internationale Unternehmen in der Schweiz.
Wir müssen unsere Trümpfe in der Hand behalten
Die Unternehmen der scienceindustries gehören global gesehen zu den Technologieführern und haben gute Voraussetzungen, auch in Zukunft erfolgreich im Innovationswettbewerb zu bestehen. Doch als Global Player überprüfen diese Unternehmen auch in der Schweiz laufend die Zweckmässigkeit ihrer Strukturen und die Nachhaltigkeit ihrer Standortbedingungen. Gegenwärtig bewerten sie die Rahmenbedingungen hierzulande immer noch als sehr günstig. Das belegen die milliardenschweren Investitionen in die hiesige Forschungsinfrastruktur. Die Herausforderungen sind eher auf der politischen Ebene zu finden. Der Nimbus des Wirtschaftsstandorts Schweiz als Garant (wirtschafts-) politischer Stabilität und Rechtssicherheit hat im Zuge verschiedener Abstimmungen in den vergangenen Jahren gelitten.

Newsletter anmelden
