Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences
"Horizon Europe": Kernelement für die Innovationskraft

Dossiers - Beziehungen zur EU

"Horizon Europe": Kernelement für die Innovationskraft

09.02.2022

Bedeutende Entwicklungen und Innovationen werden meist in internationalen Netzwerken führender Forschungsinstitute und Unternehmen erzielt. Horizon Europe ist das bedeutendste EU-Programm: Für die Mitglieder von scienceindustries ist zur Sicherung ihrer Innovationskraft sowie eines hochkarätigen Nachwuchses eine vollständige Assoziierung der Schweiz zentral.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist mit einem Exportanteil von 50% die grösste Exportindustrie der Schweiz und damit ein wesentlicher Eckpfeiler deren Wirtschaft. Mit einem Anteil von rund 50% an den Gesamtexporten und einem Anteil von rund 70% an den Gesamtimporten der Chemie Pharma Life Sciences Industrien ist die EU der wichtigste Handelspartner. Die Bilateralen Abkommen sind eine Voraussetzung für den geregelten Zugang zum EU-Binnenmarkt und damit ein wichtiger Standortfaktor für internationale Unternehmen in der Schweiz. Nebst dem Freihandelsabkommen von 1972, welches u.a. Zölle und mengenmässige Beschränkungen sowie Massnahmen mit gleicher Wirkung auf Industrieprodukte verbietet, kommt insbesondere den Verträgen über die technischen Handelshemmnisse, die Personenfreizügigkeit und die Forschung im operativen Geschäft eine zentrale Bedeutung zu.

InstA-Verhandlungsabbruch gefährdet europäische Forschungszusammenarbeit

Die jüngsten Entwicklungen in der Forschungszusammenarbeit, respektive die diesbezügliche Einstufung der Schweiz als Drittstaat aufgrund des Abbruchs der Verhandlungen über das Institutionelle Rahmenabkommen, schmerzen unsere Industrien besonders. Knapp 100 Milliarden Euro sollen von 2021 bis 2027 im Rahmen von "Horizon Europe" in die wissenschaftliche Forschung und innovative Entwicklung investiert werden. Die Forschungsabteilungen vieler Unternehmen profitieren von den Rahmenprogrammen; für den Privatsektor sind sie sogar die wichtigste öffentliche Quelle zur Finanzierung von Forschung und Innovation.

Die Mitgliedsfirmen von scienceindustries sind hinsichtlich des Status der Schweiz als nicht assoziierter Drittstaat über die "Innovative Medicines Initiative" (IMI) resp. ihr Nachfolgeprogramm "Innovative Health Initiative" vom Entscheid der EU betroffen. Die Initiative der EU Kommission und der europäischen Pharmaverbände ist das weltweit grösste «Public-Private Partnership» in den Life Sciences und Bestandteil von "Horizon Europe". Als Schweizer Firma sind Beiträge von Sachleistungen in Zukunft limitiert, damit verlieren sie als Projektpartner an Attraktivität.

Hervorragend ausgebildeter Forschungsnachwuchs für Industrie zentral

Unsere Unternehmen arbeiten heute immer stärker im Verbund mit Ausbildungseinrichtungen, Hochschulen oder anderen Kompetenzzentren. Mehr als die Hälfte aller internationalen Kooperationen im ETH-Bereich finden mit Partnern in der EU statt. Diese Cluster, der Zugang zu wissenschaftlichen Netzwerken und Talenten sowie zum europäischen Forschungsraum schafft bedeutende Wettbewerbsvorteile. Darüber hinaus sind sie mitverantwortlich für die Wandlung der Schweiz hin zum bevorzugten Standort für Hightechunternehmen und F&E-Abteilungen. Die daraus entstehenden volkswirtschaftlichen Gewinne sind zwar schwer zu beziffern, sind aber auf jeden Fall signifikant.

Die Teilnahme an Einzelprojekten von Horizon Europe ist für Schweizer Forschende aktuell allerdings nicht möglich. Dies betrifft z.B. die begehrten und prestigeträchtigen Grants des European Research Council (ERC), eine Auszeichnung für Projekte aus der Spitzenforschung. Ausserdem können sich Nachwuchsforschende nicht mehr um ein Marie Sklodowska-Curie Fellowship bewerben. Vom Wegfall dieser Netzwerke und Finanzierungsquellen sind nicht nur die ETH und die Universitäten, sondern auch die Fachhochschulen und zahlreiche KMU betroffen. Der Verlust der prestigeträchtigen Grants hat bereits zur Abwanderung von Forschenden geführt. Zudem versucht der ERC bereits Forschende abzuwerben: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die vor dem Ausschluss der Schweiz eine Zusprache erhielten, haben die Möglichkeit, an eine Hochschule in der EU zu wechseln.

Rasche Vollassoziierung muss nun vorangetrieben werden

Vor diesem Hintergrund muss der Bundesrat rasch sein Ziel einer erneuten Vollassoziierung an Horizon Europe realisieren. Diese lässt sich nicht rein monetär kompensieren: Spitzensportlern kann die Teilnahme an internationalen Wettbewerben auch nicht über eine Erhöhung des Preisgeldes in der lokalen Meisterschaft ersetzt werden. Gleich verhält es sich bei Spitzenforscherinnen und -forschern. Deshalb auch die Forderungen der gemeinsamen Resolution von scienceindustries, Swissuniversities und dem ETH-Rat:

  • Die Schweiz soll noch 2022 wieder vollständig an Horizon Europe assoziiert sein. Der Bundesrat muss rasch alle notwendigen Massnahmen ergreifen, um dieses Ziel zu erreichen.
  • Innovationsoffensive: Solange die Schweiz nicht an Horizon Europe assoziiert ist, braucht es weitere geeignete Massnahmen, um die Exzellenz und die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Forschungs- und Innovationsplatzes zu erhalten. Wir fordern den Bundesrat auf, diese Massnahmen umgehend einzuleiten und die entsprechenden Mittel dafür zu sprechen.

Schliessen

Newsletter anmelden

scienceindustries News
Standpunkte
Point-Newsletter

 
 

Aussenhandelsstatistik Chemie Pharma Life Science

Weitere Analysen

Export Chemie Pharma Life Sciences Schweiz nach Regionen

Weitere Analysen