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Die Schweiz und Horizon Europe: Wie weiter?

Dossiers - Beziehungen zur EU

Die Schweiz und Horizon Europe: Wie weiter?

13.06.2022

In der aktuellen Sommersession der eidgenössischen Räte fand zum Thema «Die Schweiz und Horizon Europe – wie weiter?» ein Parlamentariertreffen statt. Eingeladen hatten die Wirtschaftsverbände economiesuisse, swissmem und scienceindustries – denn entgegen landläufiger Meinungen sind nicht nur die Schweizer Hochschulen, Universitäten und Forschungsinstitutionen vom Wegfall der Vollassoziierung an das EU-Forschungsprogramm Horizon Europe betroffen, sondern ebenso die Wirtschaft.

Die Gäste am Sessionsanlass von economiesuisse, swissmem und scienceindustries waren sich einige: Der Schaden durch die weggefallene Vollassoziierung an Horizon Europe ist gross. Mit einem Budget von fast 100 Milliarden Euro ist «Horizon Europe» 2021-2027 das grösste Forschungsprogramm weltweit – die Schweiz profitierte stets mehr vom Programm, als was sie finanziell dazu beigetragen hatte.

Akademische Exzellenz leidet – und damit der Nachwuchs

Als Reaktion auf die gescheiterten Verhandlungen über ein Rahmenabkommen hat die EU sie auf einen nicht-assoziierten Drittstaat herabgestuft. «Die akademische Exzellenz der Schweiz wird leiden und infolgedessen wichtiger Nachwuchs in Forschung und Entwicklung ausbleiben», sagte Stephan Mumenthaler, Direktor von scienceindustries. «Die Konsequenzen der fehlenden Vollassoziierung merkt man wohl nicht kurzfristig, aber sehr wohl in 10 Jahren.»

Auf einem Podium zu verschiedenen Branchen diskutierte Stephan Mumenthaler gemeinsam mit Stefan Brupbacher, Direktor von swissmem und Michael Hengartner, Präsident des ETH-Rats. Es wurde deutlich: Die erneute Vollassoziierung ist zeitkritisch und hat ein Ablaufdatum – je länger die Schweiz ausgeschlossen ist, desto stärker schreitet die Entfremdung in der Wissenschaft voran, wenn Schweizer Forschende von der Leitung von Horizon Europe Forschungsprojekten ausgeschlossen sind. Dies gilt es zu verhindern.

Verlegung von Arbeitsplätzen ist bereits eine Realität

Auf einem zweiten Podium mit verschiedenen Unternehmensvertretern und Hochschulen diskutierte unser Vorstandsmitglied Carlo Centonze, CEO HeiQ mit Dr. Michael Buscher, VR-Präsident Schaltag AG, und Astrid Epiney, Rektorin der Universität Freiburg und Präsidentin der Kammer universitäre Hochschulen bei swissuniversities. «Bereits heute erhalten wir Rückmeldungen von unseren Partnern, dass sie nicht mehr mit uns zusammenarbeiten wollen wegen der fehlenden Horizon Europe Assoziierung», erklärte Carlo Centonze.

Die Diskussion um die Verlegung von Arbeitsplätzen ist, wie die Diskussion der beiden Unternehmensvertreter zeigte, nicht nur eine Gefahr, sondern zum Teil bereits Realität. Nach der Aufgabe von Vorteilen in der Unternehmensbesteuerung infolge der OECD-Steuerreform brauche es umso mehr gute Rahmenbedingungen. Und der «Elefant im Raum» sei zu adressieren, sprich: das Verhältnis zum wichtigsten Handels- und Exportpartner EU möglichst rasch zu stabilisieren nach der Aufgabe der Verhandlungen um das Institutionelle Rahmenabkommen.

Kein Jammern, sondern bitterer Ernst

Wie auch gewisse Medien im Vorfeld der Veranstaltung fragten sich einige Parlamentarierinnen und Parlamentarier, ob man nicht etwas gar am Jammern sei? Nichts dergleichen, meinten die Wirtschafts- und Wissenschaftsvertreter unisono: die verschiedenen Massnahmen des Bundesrats seien wichtig, doch könnten diese Horizon Europe nicht ersetzen. Deshalb bleibt die erneute Vollassoziierung oberstes Ziel. Letztlich schade dies nicht nur der Schweiz, sondern auch der EU, denn der ganze europäische Forschungsraum ist langfristig von der fehlenden Zusammenarbeit betroffen – wie auch die jüngste pan-europäische Initiative «Stick to Science» zeigte.


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