Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences

Publikationen - Positionspapiere

Fact Sheet zum Freihandelsabkommen mit Japan

scienceindustries unterstützt grundsätzlich die Bemühungen, für das bestehende Freihandelsabkommen Schweiz-Japan Verhandlungen über eine Modernisierung anzustreben und durchzuführen, jedoch nicht um jeden Preis. scienceindustries lehnt eine Änderung des Verfahrens für Ursprungsüberprüfung analog dem Freihandelsabkommen EU-Japan strikte ab. 

12.07.2019

10.06.2019

1. Welche Bedeutung hat Japan als Handelspartner für die chemisch-pharmazeutische Industrie?

  • Japan ist ein wichtiger Markt mit einer Population von knapp 127 Mio. Einwohnern.

  • 2018 entsprachen die Gesamtexporte der Chemie Pharma Life Sciences nach Japan ca. 3.7% (CHF3.63 Mia) der weltweiten Exporte (CHF 98.5 Mia) der Branche.

  • Die Exporte der scienceindustries-Mitgliedunternehmen entsprachen damit 47.6 % der Gesamtexporte der CH nach Japan.

  • Das mittlere Wachstum der Exporte (2010-2018) entwickelte sich Japan leicht positiv: +1.5%

     

  • Die Importe der scienceindustries-Mitgliedunternehmen entsprachen damit 28.7 % der Gesamtimporte der CH aus Japan.

  • Wichtigste Produktegruppen 2018: Pharmazeutische Produkte, Vitamine und Diagnostika (CHF 3.32 Mia), Organische Roh- und Grundstoffe (CHF 136 Mio.), ungeformte Kunststoffe (CHF 49 Mio.), Kosmetika und Parfümerieprodukte (CHF 29 Mio.), Chemische Endprodukte wie Kitt, Wachs, Leim usw. (CHF 27 Mio.) sowie Farbstoffe und Pigmente (CHF 20 Mio.).

     

  • Pharmazeutische Produkte, Vitamine und Diagnostika tragen 91.2% zu den Gesamtexporten von Chemie, Pharma und Life Sciences bei.
     

  • Japan belegt in der Rangliste der schweizerischen Exportländer Rang 8. In Asien ist Japan hinter China der zweitwichtigste Handelspartner unserer Industrie.

2. Bestehende Handelsabkommen Schweiz-Japan

  • Das bestehende Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Japan ist seit dem 01.09.2009 in Kraft.
     

  • Japan wie auch die Schweiz sind Teilnehmer des GATT-"Trade in Pharmaceutical Products"- Abkommen, auch bekannt als das "zero-for-zero-Agreement" oder kurz das Pharmaabkommen. Bisher wurden 4 Updates durchgeführt, letztes wurde am 01.01.2011 in Kraft gesetzt.

3. Modernisierung des bestehenden Freihandelsabkommens – Ja, aber nicht um jeden Preis

Das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Japan ist bereits seit knapp 10 Jahren in Kraft. Bisherige Bemühungen der Schweiz, Japan zu einer Modernisierung des Abkommens zu bewegen, scheiterten an den Verhandlungen Japans über das Transpazifische Freihandelsabkommen (TPP) sowie an den Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen mit der EU. Letzteres ist mittlerweile in Kraft getreten.

Aufgrund seiner Wichtigkeit unterstützt scienceindustries allfällige Verhandlungen über Modernisierungen des bestehenden Freihandelsabkommens, insbesondere im Bereich Ursprungsregeln, durchaus, aber nicht um jeden Preis. Gerade für die aktuell wichtigste Produktegruppe steht neben dem Freihandelsabkommen auch das Pharmaabkommen (GATT – Trade in Pharmaceutical Products) zur Verfügung, welches zollfreie Einfuhren von pharmazeutischen Wirkstoffen und Zwischenprodukten ermöglicht, sofern diese in den entsprechenden Listen aufgeführt sind.

4. Freihandelsabkommen EU-Japan – Einschätzung und kritische Punkte

Als Mitglied von Arbeitsgruppen der europäischen Verbände Cefic und efpia hat sich scienceindustries aktiv an den Verhandlungen beteiligt und so erreicht, dass das Abkommen EU-Japan moderne Ursprungsregeln beinhaltet. Gegen den Willen der gesamten Wirtschaft wurde jedoch ein Verifikationsverfahren vereinbart, welches den Exporteur u.U. zwingt, im Rahmen einer Ursprungsüberprüfung dem Importeur/der Importzollbehörde vertrauliche Geschäftsinformationen (wie z.B. Prozesse, Details zu Prozessen, Rohstoffpreise, Formulierungen) offenzulegen.

Gerade für innovative Unternehmen und SME's ist dies höchst problematisch und führt dazu, dass diese das Freihandelsabkommen nicht anwenden werden.

Zudem muss auf der Ursprungerklärung angegeben werden, welche Methode für die Ursprungsbestimmung verwendet wurde.

Mit den zusätzlichen Anforderungen im Abkommen (Verlagerung der Entscheidung zur Anwendung der Präferenzzölle ins Einfuhrland, Angabe der angewandten spezifischen Ursprungsregel als Ursprungskriterium) ohne eindeutige und zwischen den Partnern abgestimmten Regeln wird die Unsicherheit gerade bei den SMEs deutlich erhöht und die Bereitschaft zur Anwendung des Abkommens erheblich reduziert.

Aus den genannten Gründen unterstützt scienceindustries grundsätzlich die Bemühungen, für das bestehende Freihandelsabkommen Schweiz-Japan Verhandlungen über eine Modernisierung anzustreben und durchzuführen, jedoch nicht um jeden Preis. scienceindustries lehnt eine Änderung des Verfahrens für Ursprungsüberprüfung analog dem Freihandelsabkommen EU-Japan strikte ab.

1Detaillierte Forderungen sind in den scienceindustries-Positionspapieren „Aussenwirtschaftsstrategie 2019-2023“ und „Free Trade Agreement Objectives“ festgehalten.

Download: Fact Sheet zum Freihandelsabkommen mit Japan (PDF)


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