Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences
Staatssekretärin Helene Budliger Artieda, SECO

Publikationen - «Carte Blanche» Gastbeiträge

Staatssekretärin Helene Budliger Artieda, SECO

Chemisch-pharmazeutische Industrie: Wichtige Stütze im Schweizer Konjunkturzyklus

23.11.2022

Die Schweizer Wirtschaft hat in den letzten Krisen eine beeindruckende Resilienz an den Tag gelegt, gerade auch im Vergleich mit anderen Ländern. Eine wesentliche Stütze dieser Erfolgsgeschichte ist die chemisch-pharmazeutische Industrie. Und: Die Treiber des Erfolgs der Schweizer Chemie- und Pharmabranche dürften auch künftig intakt sein.

Die Schweizer Volkswirtschaft hat in den letzten zwei Krisen ihre Resilienz unter Beweis gestellt. Sowohl in der Finanzkrise von 2009/10 als auch in der Covid-Krise war der Einbruch des BIP deutlich geringer als in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Auch in der aktuellen Energiekrise ist die Schweiz bisher weniger stark betroffen als andere europäische Länder. Insbesondere ist die Energieintensität der Schweiz vergleichsweise tief. Selbst im verarbeitenden Gewerbe ist das Verhältnis zwischen Energieverbrauch und Bruttowertschöpfung rund dreimal Mal tiefer als in Frankreich oder Deutschland.[1]

Wertschöpfung um 10% jährlich gewachsen
Die chemisch-pharmazeutische Industrie erwies sich dabei in den letzten Jahren wiederholt als eine zuverlässige Stütze der Schweizer Wirtschaft: Während im Pandemiejahr 2020 das Schweizer BIP um 2,4 % zurückging, verzeichnete die Branche ein Plus von knapp 5 %; im Folgejahr verdoppelte sich ihr Wachstum. Seit 2010 ist ihre Wertschöpfung durchschnittlich um 10 % pro Jahr gewachsen, sodass ihr Anteil am BIP sukzessive von 3,5 % auf 8 % angestiegen ist. Im Jahr 2020 waren rund 1 000 Unternehmen direkt in der Branche tätig und sorgten für gut 78 000 hochproduktive Arbeitsplätze.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie generiert rund 85 % ihrer Wertschöpfung durch Exporte, gleichzeitig importiert sie einen erheblichen Anteil ihrer Vorleistungen aus dem Ausland.[2] Sie zählt damit zu den stark mit dem Ausland vernetzten Branchen. Trotzdem zeigte sie sich in den letzten Jahren äusserst krisenresistent, während andere exportorientierte Branchen wie beispielsweise die Maschinenindustrie den Konjunkturverlauf im Ausland stärker nachvollzogen haben.

Expandierender Markt – starke Produktspezialisierung
Die globale Nachfrage nach pharmazeutischen Produkten hat sich in den vergangenen Jahren stark positiv entwickelt, unter anderem getragen durch wichtige globale Trends wie den demografischen Wandel, steigende Einkommen in grossen aufstrebenden Volkswirtschaften und die Entwicklung innovativer Therapien. An dem expandierenden Markt partizipieren auch Schweizer Unternehmen. Ihr Erfolg lässt sich nicht nur mit historischen Gründen erklären – in der Schweiz existiert seit mehr als 150 Jahren eine bedeutende chemisch-pharmazeutische Industrie –, sondern auch durch eine starke Spezialisierung auf Produkte mit sehr hoher Wertschöpfung.

Zum erfolgreichen Chemie- und Pharmastandort Schweiz dürfte dabei die Verfügbarkeit von Fachkräften dank dem breiten Bildungssystem, dem flexiblen Arbeitsmarkt, der international guten Vernetzung mit dem Ausland durch die 33 Freihandelsabkommen sowie der nach wie vor starken Einbindung in den EU-Binnenmarkt beigetragen haben. In den letzten Jahren haben verschiedene Schweizer Pharmakonzerne zudem Spitzenprodukte in schnell wachsenden Bereichen wie beispielsweise Onkologie oder Immunologie entwickelt. Viele dieser Produkte sind durch sehr hohe Forschungs- und Entwicklungskosten gekennzeichnet und dementsprechend bei Markteinführung durch Patente geschützt. Dank ihrer Spezialisierung und hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung leistet die chemisch-pharmazeutische Industrie einen grossen Beitrag zur Pandemiebekämpfung.

Wirtschaft steht vor grossen Unsicherheiten
Die globalen Treiber des Erfolgs der Schweizer Chemie- und Pharmabranche dürften weiter intakt sein. Aktuell steht die Wirtschaft jedoch im Zeichen grosser Unsicherheit: Bis zur Jahresmitte 2022 setzte sich die Konjunkturerholung fort. Die hohen internationalen Inflationsraten, die Unsicherheit hinsichtlich des Krieges in der Ukraine sowie anhaltender Lieferengpässen lasten hingegen global auf den Aussichten. Es besteht das Risiko einer Mangellage bei Gas oder Strom. Aufgrund ihrer Energieintensität wäre die chemische Industrie davon ebenso betroffen wie das restliche verarbeitende Gewerbe. Weniger betroffen wäre hingegen die Pharmabranche, die die geringste Energieintensität aller Schweizer Industriebranchen aufweist.

Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO und die chemisch-pharmazeutische Industrie vereint seit Jahren eine konstruktive und lösungsorientierte Zusammenarbeit. Das SECO wird sein Engagement zugunsten möglichst günstiger Rahmenbedingungen, für einen globalen Marktzugang und den Schutz des geistigen Eigentums weiterhin hochhalten.

 

[1] Vergleich basierend auf Energieintensität in Petajoule pro Mrd. USD Wertschöpfung in KKP (Internationale Energieagentur (Energy efficiency indicators database 2022)).

 

[2] Gemäss Schätzungen der OECD (TIVA-Daten)


Schliessen

Newsletter anmelden

scienceindustries News
Standpunkte
Point-Newsletter

 
 

Aussenhandelsstatistik Chemie Pharma Life Science

Weitere Analysen

Export Chemie Pharma Life Sciences Schweiz nach Regionen

Weitere Analysen