Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences
Vorwiegend hausgemachte Versorgungsproblematik

Dossiers - Reformen im Gesundheitswesen

Vorwiegend hausgemachte Versorgungsproblematik

03.02.2024

Der Bundesrat hat gestern informiert, dass die wirtschaftliche Landesversorgung die Situation im «Fachbereich Heilmittel» aufgrund der aktuell angespannten Arzneimittel-Versorgungssituation neu als problematisch einstuft. Im Rahmen einer Taskforce sollen kurzfristige Massnahmen geprüft werden. Zusätzlich würden die bereits laufenden Projekte zur langfristigen Gewährleistung der Versorgungssicherheit weitergeführt.

Die aktuelle Situation zeigt eine mindestens teilweise bestehende Abhängigkeit bei der Arzneimittelversorgung vom Ausland auf, wobei zu sagen ist, dass die Sachlage in der Schweiz im Vergleich zu vielen europäischen Ländern noch besser ist. Soll diese Abhängigkeit reduziert werden, so müssen die Rahmenbedingungen wieder attraktiver ausgestaltet werden. Denn diese wurden in den letzten Jahren laufend schlechter, was die aktuellen Versorgungsprobleme neben der Pandemie mitverantwortet hat.

Konkret ist die Industrie vermehrt mit übermässig kostentreibenden regulatorischen Vorgaben bei gleichzeitig laufend sinkenden Vergütungen konfrontiert. Die heute gewährten Preise vermögen die grossen Aufwendungen oft nicht mehr genügend zu decken. Mit dieser staatlich getriebenen Preispolitik wurde die teilweise Abhängigkeit vom Ausland förmlich erzwungen, mindestens seitens der staatlichen Organe aber bewusst in Kauf genommen.

Verbesserung der Rahmenbedingung statt staatlicher Aktivismus

Mit Blick auf die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) aktuell vorgeschlagenen Anpassungen der Krankenversicherungsverordnungen (KVV und KLV) besteht berechtigte Sorge, dass diese Probleme vermehrt auch neue, hochpreisigere Therapien betreffen werden. Deshalb weist scienceindustries diese Revision auch vollumfänglich zur Überarbeitung zurück. Man kann nicht laufend die Rahmenbedingungen verschlechtern (zunehmende Vorgaben in der Zulassung und Marktüberwachung, oft einschränkende Vergütungsauflagen und laufend sinkende Preise bei gleichzeitiger Teuerung), ohne dass dies Konsequenzen hätte.

Es braucht nun endlich bessere Rahmenbedingungen und nicht einen fortgesetzten staatlichen Aktivismus. Mit dem unablässigen Fokussieren auf dem Kostengünstigkeitsprinzip wird sich die Situation auf alle Fälle nicht verbessern. Die Pharmaindustrie steht zu einem finanzierbaren Gesundheitssystem und erbrachte in den letzten Jahren erhebliche, kostensenkende Anstrengungen in diese Richtung. Wird dieser Weg aber weiter so beschritten, werden die Versorgungsengpässe aber kaum weniger: Die Medikamentenpreise können nicht laufend gesenkt werden!

Versorgungssicherheit fordert alle Akteure

Die Industrie leistet zudem über die Pflichtlagerhaltungen einen weiteren Beitrag zur Stabilisierung der Versorgung. Dennoch sollen diese Pflichtlager aus unserer Sicht nicht unbesehen ausgebaut werden. In Einzelfällen ist eine Ausdehnung der Pflichtlagerhaltung prüfenswert; ein genereller Ausbau des Pflichtlagerregimes ist indes abzulehnen, denn dann entsteht ein zu grosser administrativer und finanzieller Aufwand. Auch kann eine unbesehene Intensivierung der Pflichtlagerhaltung zu Produktionsengpässen bei anderen Produkten führen, weil einseitig Produktionskapazitäten gebunden werden.

Ebenso muss die Finanzierung der Pflichtlager diskutiert werden, denn bislang erfolgt diese alleine über die Industrie. Spätestens bei einem allfälligen Ausbau dieser kann die Industrie diese Kosten nicht mehr allein stemmen, dies umso mehr als die Medikamentenpreise laufend gesenkt wurden und weiter gesenkt werden sollen. Wird die Industrie diese Kosten weiterhin alleine tragen müssen, so kann eine intensivierte Pflichtlagerhaltungspflicht gar zu vermehrten Marktrückzügen führen, weil die damit einhergehenden Zusatzkosten die ohnehin schon oft schlechte Rentabilität der Produkte weiter verschlechtern würde. Zu prüfen wäre allenfalls die Möglichkeit einer Ausweitung der Lagerbestände in den Gesundheitsinstitutionen (Reservelager bei Spitälern, Ärzten, Apotheken, usw.), um die Lagerreichweiten in diesen Institutionen zu erhöhen.

Gezieltes Monitoring dank Digitalisierung

Schliesslich ist auch hier anzumerken, dass mit einem gezielten Monitoring in der Medikamentierung der Verwurf von ungebrauchten Arzneien reduziert werden könnte. Dazu sind aber erhebliche Fortschritte in der Digitalisierung des Gesundheitswesens nötig, und zwar rasch, denn die Schweiz ist hier ins Hintertreffen gelangt. Sie vergibt sich hiermit ein erhebliches Optimierungspotential in effizienter Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen.


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