
Dossiers - Klima- und Energiepolitik
CCS und CCUS in der Schweiz: Studie zeigt Handlungsbedarf
06.05.2025
Sonderabfallverbrennung und bestimmte chemisch-pharmazeutische Prozesse verursachen CO₂-Emissionen, die technisch kaum vermeidbar sind. Eine neue Studie von BAK Economics und der Deutschen Energie-Agentur im Auftrag von scienceindustries zeigt: Für den wirtschaftlichen Einsatz von CO₂-Abscheidung, -Nutzung und -Speicherung (CCUS) braucht es verlässliche politische und regulatorische Rahmenbedingungen. Ohne diese bleibt das grosse Potenzial der Technologie ungenutzt – mit Folgen für die Schweizer Klimaziele und den Industriestandort.
Sonderabfallverbrennungsanlagen (SAVA) gehören zu den wenigen industriellen Bereichen, in denen CO₂-Emissionen technisch kaum vollständig vermeidbar sind. Gleiches gilt für bestimmte Produktionsprozesse der chemisch-pharmazeutischen Industrie, etwa wenn CO₂ als Reaktionsnebenprodukt entsteht. Für diese Sektoren rücken Technologien zur CO₂-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture and Storage, CCS) als zentrale Klimaschutzlösung ins Zentrum. Eine neue Studie von BAK Economics und der Deutschen Energie-Agentur (dena), im Auftrag von scienceindustries, analysiert erstmals den konkreten Investitionsbedarf, die Kostenstruktur und potenzielle Förderinstrumente für CCS in der Schweiz – mit einem klaren Fazit: Ohne gezielte Förderungen sind CCS-Projekte nicht wettbewerbsfähig.
CCS als Schlüsseltechnologie – aber mit hohen Kosten
Die Studie zeigt: Die CO₂-Vermeidungskosten bei SAVA liegen im Jahr 2030 zwischen 381 und 739 CHF pro Tonne – weit über den erwarteten CO₂-Preisen im Emissionshandelssystem (EHS). Haupttreiber sind die Transport- und Speicherkosten, die über die Hälfte der Gesamtkosten ausmachen. Erst ab 2035 ist mit einer kostengünstigeren Infrastruktur zu rechnen. Für das Jahr 2050 sinken die Vermeidungskosten zwar, eine Finanzierungslücke bleibt aber auch dann bestehen.
Carbon Contracts for Difference (CCfD) als vielversprechendstes Instrument
Heute bestehende Förderprogramme reichen nicht aus, um diese Lücke zu schliessen. Die Studie hebt daher Carbon Contracts for Difference (CCfD) als besonders wirkungsvollen Förderansatz hervor. Dieses Instrument gleicht die Differenz zwischen tatsächlichen Vermeidungskosten und CO₂-Preis aus – und berücksichtigt als einziges auch die Transport- und Speicherkosten. Best-Practice-Beispiele aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden zeigen, wie ein solches Modell ausgestaltet werden könnte.
Kombination von Fördermassnahmen und schrittweiser Hochlauf für eine faire Finanzierung der Transformation
Die Studie spricht sich für eine Kombination aus Investitions- und Betriebskostenzuschüssen sowie die schrittweise Einführung von Carbon Contracts for Difference (CCfD) aus. Für scienceindustries ist klar: Der Weg zur CO₂-neutralen Produktion muss realistisch gestaltet, international anschlussfähig und wirtschaftlich tragfähig sein. Die vorliegende Analyse liefert eine fundierte Grundlage für einen faktenbasierten politischen Dialog – und für die Entwicklung wirksamer Lösungen, mit denen die Schweiz ihre Klimaziele erreichen kann, ohne wichtige Industrien zu gefährden.
« CCS ist dort notwendig, wo Emissionen unvermeidbar sind. Doch ohne entsprechende Rahmenbedingungen bleibt es ein Konzept ohne Umsetzung – mit Folgen für den Industriestandort Schweiz. »Urs Zimmerli, CEO von GETEC Schweiz, Betreiberin von Sonderabfallverbrennungsanlagen

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