Dossiers - Klima- und Energiepolitik
Technologieoffenheit für die Energiezukunft
03.11.2025
Steigender Strombedarf, ambitionierte Klimaziele und geopolitische Unsicherheiten fordern die Schweiz heraus – eine sichere und klimaneutrale Energieversorgung ist dringlicher denn je. Technologieoffenheit wird dabei zum Schlüssel.
Die Schweiz steht vor grossen Herausforderungen: steigender Strombedarf, ambitionierte Klimaziele und geopolitische Unsicherheiten verlangen nach einer zuverlässigen, klimaneutralen Energieversorgung. Für die exportstarken Unternehmen der Chemie-, Pharma- und Life Sciences-Industrien ist eine stabile Stromversorgung entscheidend für Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft. Der vom Bundesrat vorgeschlagene indirekte Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle (Blackout stoppen)» sieht eine Änderung des Kernenergiegesetzes vor und würde den Neubau von Kernkraftwerken wieder erlauben. Damit eröffnet sich für die Schweiz die Chance, moderne, sichere und klimaneutrale Kernenergietechnologien als Teil eines ausgewogenen Energiemixes zu nutzen.
Strombedarf steigt – erneuerbare Energien allein reichen nicht aus
Die zunehmende Elektrifizierung von Industrie, Verkehr und Gebäuden wird den Stromverbrauch in den kommenden Jahrzehnten deutlich erhöhen. Prognosen gehen von einem Anstieg um 30 bis 50 Prozent bis 2050 aus. Gleichzeitig werden die bestehenden Kernkraftwerke schrittweise abgeschaltet, was zu einem Produktionsrückgang von rund 20 Terawattstunden pro Jahr führen könnte. Das ist etwa so viel Energie, wie alle Schweizer Haushalte in einem halben Jahr verbrauchen. Erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft können diesen Bedarf allein wahrscheinlich nicht decken – besonders in Zeiten geringer Produktion.
Kernenergie als ergänzende Technologie
Die technologische Entwicklung im Bereich der Kernenergie hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Moderne Leichtwasserreaktoren und Small Modular Reactors (SMR) bieten höhere Sicherheit, effizientere Nutzung von Brennstoffen und weniger langlebigen Abfall. SMR eröffnen zudem Möglichkeiten für eine dezentrale und flexible Stromversorgung. Zahlreiche Länder, darunter die USA, Kanada und Frankreich, investieren bereits stark in diese Technologien. Für die Schweiz bedeutet dies: Kernenergie kann Schwankungen der erneuerbaren Energien ausgleichen und die Versorgungssicherheit langfristig stärken.
Klimaziele und Energiepolitik
scienceindustries-Mitgliedsunternehmen haben sich zum Netto-Null-Ziel bis 2050 verpflichtet. Um dies zu erreichen, sind neben der Elektrifizierung auch Technologien wie Carbon Capture, Utilization and Storage (CCUS) notwendig, die wiederum einen hohen Strombedarf haben. Ein technologieoffener Energiemix, der Kernenergie einschliesst, ist daher entscheidend, um Klimaziele und Versorgungssicherheit gleichzeitig zu erfüllen.
Versorgungssicherheit in unsicheren Zeiten
Geopolitische Entwicklungen haben gezeigt, wie anfällig die Energieversorgung sein kann. Konflikte, Handelsrestriktionen und die Abhängigkeit von fossilen Energien aus unsicheren Regionen führen zu Preisschwankungen und Versorgungsrisiken. Ein diversifizierter Energiemix inklusive Kernkraft hilft, diese Risiken zu minimieren.
Fazit
Für die Schweizer chemisch-pharmazeutische Industrie ist klar: Eine technologieoffene Energiepolitik ist unverzichtbar, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft des Standorts Schweiz zu sichern. Der indirekte Gegenvorschlag des Bundesrats stellt einen entscheidenden Schritt dar, um moderne Kernenergietechnologien in einen ausgewogenen Energiemix zu integrieren und die Energiezukunft der Schweiz nachhaltig zu gestalten.
Übersicht und Position zur Klima- und Energiepolitik CCUS: Eine Schlüsseltechnologie zur Erreichung des Netto-Null-Ziels CCS und CCUS in der Schweiz: Studie zeigt Handlungsbedarf SGES 2025 zeigt: Chemie, Pharma und Life Sciences im Wandel Klimapolitik: industrietauglich, wirksam und international abgestimmt