Wirtschaftsverband Chemie Pharma Life Sciences

Innovation & Nachhaltigkeit

Gewässerschutz in der Schweiz

06.11.2025

Gewässerschutz in der Schweiz: So trägt die Chemie- und Pharmaindustrie ihren Teil bei

Wasser ist in der Schweiz eine wichtige und streng geschützte Ressource: Flüsse, Seen und Grundwasser bilden die Grundlage für Ökosysteme, Trinkwasserversorgung, industrielle Nutzung und die Energieversorgung durch Wasserkraft. Sauberes Wasser ist auch die Basis für viele industrielle Prozesse und damit ein zentraler Faktor für eine nachhaltige Wirtschaft. In Haushalten, Landwirtschaft, Industrie und Gewerbe werden täglich zahlreiche Stoffe eingesetzt. Ein Teil dieser Stoffe kann in die Gewässer gelangen und diese belasten. Der verantwortungsvolle Umgang mit dieser Ressource ist für die chemisch-pharmazeutische Industrie selbstverständlich und von zentraler Bedeutung. Die Mitgliedunternehmen von scienceindustries bekennen sich im Rahmen des Responsible Care-Programms zum Schutz von Mensch und Umwelt bei ihren Produkten, Prozessen und Anlagen. Sie setzen alles daran, Gewässer zu schonen, indem sie Stoffeinträge reduzieren und die Einleitung von Verunreinigungen konsequent begrenzen. So leisten sie einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Nutzung und zum Erhalt sauberer Wasserressourcen – heute und für kommende Generationen.

Sieben Fakten: Wie die chemisch-pharmazeutische Industrie Gewässerschutz aktiv umsetzt.

1 Abwasser – eine komplexe Herausforderung

In der chemisch-pharmazeutischen Industrie entstehen bei der Produktion, Reinigung und Formulierung vielfältige Abwasserströme, die unterschiedliche Substanzen enthalten können – von Lösungsmitteln über Zwischenprodukte bis hin zu Spuren von Wirkstoffen. Diese Komplexität stellt hohe Anforderungen an das Umweltmanagement. Die Unternehmen nehmen diese Verantwortung aktiv wahr: Sie verstehen den sorgfältigen Umgang mit Abwasser nicht als einmalige Aufgabe, sondern als fortlaufenden Prozess.

Durch kontinuierliche Investitionen in Forschung, moderne Verfahren und innovative Technologien arbeiten die Unternehmen daran, Stoffeinträge und die Abwasserbelastung stetig zu minimieren. Dabei stehen ein ganzheitliches Verständnis der Stoffströme und eine enge Zusammenarbeit mit Wissenschaft und Behörden im Mittelpunkt.

2 Verantwortung von Anfang an

Schon in der Entwicklung neuer Produkte achten Unternehmen darauf, umweltverträgliche Stoffe zu verwenden und Emissionen zu vermeiden:

• Prozesse werden optimiert, um unerwünschte Nebenprodukte zu vermeiden

• Ausgangstoffe werden sorgfältig ausgewählt, um mögliche Verunreinigungen von vornherein zu minimieren

• Produktionsabwässer werden frühzeitig auf Toxizität, Abbaubarkeit und Persistenz geprüft

Praxisbeispiel: Durch gezielte Anpassungen von Temperatur und Reaktionsführung kann die Bildung schwer abbaubarer Nebenprodukte reduziert werden – ein Schritt, der nicht nur die Abwasserbelastung reduziert, sondern auch den Ressourceneinsatz effizienter gestaltet.

3 Mit modernsten Verfahren zu sauberem Wasser

Bei der Abwasserbehandlung kommen heute kombinierte physikalische, chemische und biologische Verfahren zum Einsatz:

• Aktivkohlefilter entfernen Arzneimittel- und Pestizidrückstände

• Nanofiltration kann schwer abbaubare Substanzen abtrennen, oxidative Verfahren können sie zerlegen

• Destillation oder Extraktion entfernen Lösungsmittel und weitere organische Rückstände

• Hochkonzentrierte Teilströme werden getrennt gesammelt und verbrannt. Ergebnis: In manchen Anlagen wurde in den letzten 10 Jahren durch gezielte Massnahmen an der Quelle die Ökotoxizität im Ablauf der Kläranlage um über 85 % reduziert, während die Abbaueffizienz heute im Durchschnitt bei 96–97 % liegen.

4 Strenge Standards – intern und extern

Unternehmen in der Schweiz unterliegen strengen nationalen und kantonalen Anforderungen (z. B. Einleitbewilligungen, Grenzwerte, Mikroverunreinigungsrichtlinien). Diese gesetzlichen Anforderungen bilden die Grundlage für die Abwasserbehandlung.

Darüber hinaus verpflichtet sich die chemisch-pharmazeutische Industrie über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zu hohen eigenen Standards. Internationale Initiativen und Leitlinien helfen dabei, Risiken zu minimieren und Abwasser zielgerichtet zu behandeln. Beispiele sind:

• AMR Industry Alliance (2025): Leitlinien zur Minimierung des Risikos, dass die Herstellung von Humanantibiotika zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen oder zu ökotoxischen Effekten in Gewässern beiträgt.

• Pharmaceuticals in the Environment (PiE) Inter-Association Taskforce (2022): Technische Leitlinien für ein verantwortungsbewusstes Management von Abwasser aus der pharmazeutischen Produktion. Viele Unternehmen führen zudem regelmässige Monitorings durch und beteiligen sich aktiv an nationalen Messkampagnen - mit dem Ziel, die Zusammensetzung des Abwassers besser zu überwachen und kontinuierlich zu verbessern. Darüber hinaus gibt es internationale Überwachungsstationen (z. B. Rheinüberwachungsstationen), die in der Lage sind, Abwässer bis zur jeweiligen Einleitquelle zurückzuverfolgen.

5 Vom Abwasser zur Innovation

Viele Verfahren wurden aus der Praxis heraus entwickelt. Kleine Produktionsbetriebe arbeiten oft mit Batch-Reinigungssystemen und kombinieren verschiedene Methoden. Ziel: Für jede Substanzklasse das effizienteste, aber auch klimafreundlichste Verfahren zu finden. Dank moderner Technologien und automatisierter Überwachungssysteme können unerwünschte Stoffeinträge heute frühzeitig erkannt werden. Das ermöglicht ein schnelles Eingreifen und kontinuierliche Optimierung der Abwasserbehandlung.

6 Effektives Risikomanagement im Umgang mit speziellen Stoffen

Die chemisch-pharmazeutische Industrie nimmt den Umgang mit besonders persistenten Substanzen oder toxikologisch problematischen Stoffen sehr ernst. Ziel ist es, potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt zu handeln. Dazu gehören massgeschneiderte Behandlungsmethoden für betroffene Abwasserströme sowie die frühzeitige Bewertung von toxikologischen Risiken und Umweltauswirkungen.

7 Anwender als Partner

Die Industrie arbeitet eng mit Anwenderinnen und Anwendern, um den Eintrag von Produkten auch während der Anwendung zu minimieren. Schulungen, Best-Practice-Initiativen oder Programme wie TOPPS (“Train Operators to Promote best Practices and Sustainability”) fördern den sachgerechten Umgang mit Chemikalien und Pflanzenschutzmitteln. Diese partnerschaftliche Zusammenarbeit zeigt, dass Gewässerschutz nicht nur bei der Produktion, sondern durch gemeinsame Verantwortung und vorausschauendes Handeln auch bei der Anwendung aktiv unterstützt werden kann.


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